Kaiser von Amerika – 6. Hallenser Gespräch in den Franckeschen Stiftungen

14.11.2011: MARTIN POLLACK, Autor, Übersetzer und Vermittler polnischer Literatur zu Gast beim 6. Hallenser Gespräch in den Franckeschen Stiftungen am 22. November 2011.


Im Festjahr eines der bedeutendsten Auswanderer des 18.Jh. nach Nordamerika, Heinrich Melchior Mühlenbergs (1711-1787), laden die Franckeschen Stiftungen gemeinsam mit der Evangelischen Akademie Sachsen-Anhalt e.V. und dem Polnischen Institut Berlin, Filiale Leipzig, zum Hallenser Gespräch mit Martin Pollack ein. Der Übersetzer und Autor hat 2010 mit seinem Buch „Kaiser von Amerika“ eine glänzende Veröffentlichung zur europäischen Auswanderung nach Nordamerika an der Jahrhundertwende 19./20. Jh. vorgelegt, die die Menschen, vom Flickschuster über den Agenten bis zum Reeder, aus dem historischen Quellenmaterial heraustreten und von Träumen und ihrer Wirklichkeit erzählen lässt. Die Fülle des bearbeiteten Materials sind die Bretter, auf denen Pollack die Akteure über Motivationen, Ängste und Probleme sprechen lässt, die heute nichts an Aktualität verloren zu haben scheinen. Für dieses genau recherchierte und glänzend erzählte Buch wurde Pollack mit dem Leipziger Buchpreis zur Europäischen Verständigung 2011 ausgezeichnet.

„1888 wandern knapp 540.000 Menschen von Europa in die Vereinigten Staaten aus. Der größte Anteil entfällt mit 110.000 Personen auf Deutschland, dann kommen England, Schottland, Schweden, Italien, erst an sechster Stelle folgt Österreich-Ungarn mit rund 46.000 Personen […] Im östlichsten Kronland der Monarchie hat die Emigration erst begonnen, von einer Massenauswanderung aus den österreichischen Gebieten kann man in diesen Jahren noch nicht sprechen, die setzt erst nach 1890 mit vollem Schwung ein, verhältnismäßig spät, gemessen an anderen europäischen Ländern.“

Es ist nicht das erste Mal, dass sich Martin Pollack der unbeliebten Seite eines populären Themas widmet, bekannt ist er zumeist durch sein dokumentarisches Werk „Der Tote im Bunker: Bericht über meinen Vater“. Bereits mehrfach hatte er in der Vergangenheit zur verschwunden Welt Ostgaliziens und der Bukowina gearbeitet und recherchierte nun für seine neueste Veröffentlichung das Phänomen der Amerikaauswanderer an einem neuralgischen Ort, mitten im damaligen Armenhaus Europas. Dabei deckt er ein Spiel getragen von Hoffnung und Visionen, gesteuert von Winkeladvokaten, Agenten, Reedereien und korrumpiert von Beamten, Zuhältern und Menschenhändlern auf.

Martin Pollack, geb. 1944 im oberösterreichischen Bad Hall, studierte in Wien und Warschau Slawistik und osteuropäische Geschichte, war Korrespondent für den „Spiegel“ und arbeitet seit 1998 als freier Autor in Wien.

Dienstag, 22. November 2011 um 19.30 Uhr Franckesche Stiftungen, Freylinghausen-Saal Moderation: Felix Leibrock Eintritt frei

Eine Veranstaltung in Kooperation mit der Evangelischen Akademie Sachsen-Anhalt e.V. und dem Polnischen Institut Berlin, Filiale Leipzig.

Im Anhang finden Sie Flyer.

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